Projekt
Fairer Handel - Fairer Einkauf - Fairere Welt
Das Konsumverhalten jedes Einzelnen hat globale Auswirkungen. Der bewusste Kauf von fairen Produkten wie Kaffee, Tee, Schokolade und vielen anderen Produkten kann unsere Welt nachhaltig verbessern und vielen Menschen ein menschenwürdiges Leben, aus eigener Kraft, in ihrer Heimat ermöglichen.
Der Landkreis Tuttlingen möchte den Fairen Handel unterstützen und hat dafür das Kreisprojekt "Fairer Landkreis Tuttlingen" ins Leben gerufen.
Als Fairer Handel wird ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem die oft kleinbäuerlichen Erzeuger für ihre Produkte einen - meist von Fair-Trade-Organisationen festgelegten - Mindestpreis bekommen. Damit soll den Produzenten auch bei niedrigeren Marktpreisen ein zum Leben ausreichendes und verlässlicheres Einkommen ermöglicht werden. Zudem sollen langfristige Beziehungen zwischen Händlern und Erzeugern aufgebaut werden. In der Produktion sollen außerdem internationale sowie von den Fair-Trade-Organisationen vorgeschriebene Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
5 Kriterien
Für die Fairtrade-Zertifizierung des Landkreises Tuttlingen sind insgesamt mindestens folgende 5 Kriterien dauerhaft zu erfüllen:
1. Kaffee aus fairem Handel
Bei allen Sitzungen des Kreistages und seiner Ausschüsse sowie im Büro des Landrates wird Kaffee und ein weiteres Produkt aus Fairem Handel (wie Tee, Saft, Gebäck) angeboten.
2. Steuerungsgruppe
Eine Steuerungsgruppe aus mindestens drei Personen - aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik/Verwaltung und Wirtschaft/Handel - koordiniert die Aktivitäten vor Ort.
3. Einzelhandel und Gastronomie
In mindestens 25 Einzelhandelsgeschäften und in mindestens 13 Gastronomiebetrieben werden jeweils mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel angeboten.
4. Faire Produkte in öffentlichen Einrichtungen
Produkte aus Fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet. Darüber hinaus werden hier jährlich Bildungsaktivitäten zum Thema Fairer Handel umgesetzt.
5. regelmäßige Medienberichte
Örtliche Medien berichten regelmäßig über die Aktivitäten des Fairtrade-Landkreises.
Der Landkreis hat alle Kriterien erfüllt und wurde am 16. September 2016 mit dem Titel "Fairtrade-Landkreis" ausgezeichnet. Die Auszeichnung gilt für zwei Jahre. In den Jahren 2018, 2020 und 2022 erfolgte die Rezertifizierung.
Häufig gestellte Fragen
Warum macht der Landkreis Tuttlingen bei der Fairtrade-Towns-Kampagne mit?
Über die Kampagne „Fairtrade-Towns“ können sich Städte und Kreise weltweit zertifizieren lassen und geben so Produzenten im Fairen Handel eine Chance auf eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft.
Grundsätzliche Ziele dabei sind zum einen die stärkere Etablierung von fairen Produkten in Handel, Gastronomie und Gesellschaft und zum anderen Bildungsaktionen zum Thema Fairer Handel und eine umfassende Berichterstattung über alle Aktivitäten auf dem Weg zur Zertifizierung durch örtliche Medien, um die Zusammenhänge in Handel und Fairem Handel bewusst zu machen.
Der wirtschaftsstarke Landkreis Tuttlingen will damit ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit und Fairness setzen, den Fairen Handel weiter unterstützen und seine Vorbildfunktion im Kreis und in der Region verantwortungsvoll wahrnehmen.
Wer steckt hinter Fairtrade Landkreis Tuttlingen? - Die Steuerungsgruppe
Am 28. September 2015 fand die konstituierende Sitzung der Steuerungsgruppe „Fairer Landkreis Tuttlingen“ statt.
Projektleitung/Sprecherin/Projektbüro
Sabine Korb
s.korb@landkreis-tuttlingen.de
fairtrade@landkreis-tuttlingen.de
07461-926-1362
Verwaltung/Politik
Winfried Schwarz
Dezernentin des Dezernats 1- Ländlicher Raum
Wirtschaft/Handel
Christiane Denzel
Zivilgesellschaft
Karin Trommer
Katrin Kreidler
Angelika Zinser
Für die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Spaichingen:
Juliane Avcu
Für die Ludwig-Uhland-Realschule (LURS) Tuttlingen:
Susanne Kaufmann
Für das Gymnasium Trossingen:
Jürgen Schumacher
Für die AGKJ e.V. (Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Jugendreferate):
Verena Kriegisch
Wie fair ist fair?
Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit mindestens so viel verdienen, dass sie angemessen davon leben können. Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt das zum Teil auch an ungerechten Welthandelsstrukturen.
Im Fairen Handel (engl. Fair Trade) sind die Strukturen anders:
Die Produkte werden zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im Mittelpunkt stehen die Produzentinnen und Produzenten. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, dies ist das Ziel des Fairen Handels.
Der Begriff „Fairer Handel“ ist einprägsam und klingt gut. Jedoch ist er rechtlich nicht geschützt. Deswegen möchten ihn viele nutzen - auch solche, die nichts mit den inhaltlichen Zielen des Fairen Handels zu tun haben.
Im Handel gibt es eine schier unüberschaubare Anzahl an Siegeln - auch im Fairen Handel. Und nicht alle davon sind wirklich fair, einige sind bloßes Greenwashing. Umso wichtiger ist es zu wissen, welche Siegel tatsächlich für den Fairen Handel stehen. Das Forum Fairer Handel listet anerkannte Siegel des Fairen Handels auf.
Die größte Auswahl an fairen Produkten finden Sie in jedem Weltladen - dem Fachgeschäft für Fairen Handel. Hier werden ausschließlich fair gehandelte Produkte verkauft.
Der Online-Dienst Label Online liefert einen Überblick über Label, Siegel, Gütezeichen samt Bewertungen und Hintergrundinfos.
Sind fair gehandelte Produkte nicht viel zu teuer?
Nein, sie sind ihren Preis wert! Wer zudem ohnehin bereits auf Qualität achtet, bezahlt in etwa denselben Preis.
Vielmehr werden viele Produkte viel zu billig verkauft. Besonders vor dem Hintergrund des langen Transportweges und der oft mühsamen körperlichen Arbeit für die Gewinnung der Rohwaren. Wer den Weg der Kaffeebohne von Anbau über Ernte bis hin zur Herstellung kennt und weiß, unter welchen Bedingungen viele Kleinbauern leben und arbeiten, wird stutzig, wenn ein Pfund Kaffee für EUR 2,69 verkauft wird.
Fair gehandelte Produkte zählen schon seit vielen Jahren zu Spitzenprodukten, die durch ihre besonders gute Qualität immer mehr Menschen überzeugen.
Neben den Qualitätskriterien und dem Geschmack ist es auch eine ethische Entscheidung, fair gehandelte Produkte zu konsumieren. Immer mehr Konsumenten sind gerne bereit, für ein Produkt einen angemessenen Preis zu bezahlen, wenn dafür die Produzenten ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern können.
Ist im Fairen Handel Kinderarbeit ausgeschlossen?
Im Fairen Handel ist ein Grundsatz, dass ausbeuterische Kinderarbeit verboten ist.
Die ILO - eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen - hat definiert, was ausbeuterische Kinderarbeit heißt und festgelegt:
- Kindern unter 12 Jahren ist schweres Arbeiten nicht erlaubt.
- Das Mindestalter für Vollzeitbeschäftigung liegt bei 15 Jahren.
- Auch Jugendliche, die zwischen 15 und 18 Jahren sind, dürfen keine Arbeit verrichten, die „gefährlich“, für die „Gesundheit, Sicherheit oder Moral“ der Jugendlichen sein könnte.
Im Fairen Handel wird die Arbeit von Kindern im Sinne von Mithilfe nicht ausgeschlossen. In vielen benachteiligen Gebieten des Südens sind Familien auf die Mithilfe ihrer Kinder angewiesen, z.B. bei der Kaffee- oder Kakaoernte in den Ferien, aber dabei müssen eben die oben genannten Kriterien eingehalten werden. Diese Arbeiten schränken die Kinder nicht in ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung ein und fallen laut ILO nicht unter ausbeuterische Kinderarbeit.
Wer kontrolliert die Einhaltung der geforderten Standards?
Unabhängige Zertifizierungs- und Monitoringorganisationen wie FLO Cert, IMO oder Ecocert führen die Kontrollen durch. Das ist wichtig für die Glaubwürdigkeit und Transparenz im Fairen Handel.
Insgesamt beschreiben die Fair-Handels-Standards soziale, ökonomische und ökologische Kriterien für faire Produktion und Vermarktung. Die Standards sind allerdings nicht gesetzlich festgeschrieben, wie das beispielsweise im Bio-Bereich der Fall ist. Umso wichtiger ist es, die Siegel und Händler zu unterstützen, die mit den anerkannten Standards und Siegeln arbeiten.Zwei Arten von Standards sind im Fairen Handel besonders wichtig: Dies sind die Standards von Fairtrade International und die Standards der WFTO (World Fair Trade Organization).
Standards Fairtrade International
Fairtrade International ist der Dachverband aller Nationalen Fairtrade Organisationen (NFO) und der Produzenten-Netzwerke. Nationale Fairtrade Organisation wie TransFair in Deutschland vermarkten und vergeben das Fairtrade-Siegel. Außerdem übernehmen sie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zum Fairen Handel in ihren Ländern.
Aufbauend auf der über 20-jährigen Erfahrung des Fairen Handels hat Fairtrade International Standards für die wichtigsten Produktgruppen entwickelt. Sie sind in erster Linie produktbezogen (mit Standards für Produkte, für Produzentenorganisationen und für Händler). Das heißt, sie formulieren die Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ein Produkt fair produziert und gehandelt wird.
WFTO-Standards
Die WFTO ist die internationale Dachorganisation der Fair-Handels-Organisationen. Es ist das einzige globale Netzwerk, das sich aus Mitgliedern entlang der gesamten Fair-Handels-Wertschöpfungskette - also von der Produktion bis hin zum Verkauf – zusammensetzt. Die Mitglieder der WFTO sind Handelsfirmen bzw. Produzentenorganisationen, die sich nur mit fair gehandelten Produkten beschäftigen. Um die Transparenz und Glaubwürdigkeit der Fair-Handels-Organisationen zu erhöhen, hat die WFTO ein Monitoringsystem entwickelt, das auf den 10 Fair-Handels-Standards der WFTO beruht und deren Einhaltung überwacht. Seit 2013 heißt dieses Monitoringsystem WFTO-Garantiesystem. Die Standards der WFTO legen fest, ob eine Organisation als Ganzes fair handelt.
Welche fair gehandelten Produkte gibt es?
Die bekanntesten Produkte im Fairen Handel sind Kaffee und Kakao. Sie gehören gleichzeitig zu den „ältesten“ fair gehandelten Produkten. Inzwischen reicht die Produktpalette aber weit über diese Klassiker hinaus.
Die Vielfalt ist enorm: Neben Lebensmitteln wie Tee, Reis, Honig, Zucker, (Trocken-)Früchte, Nüsse, Öle, Quinoa und Gewürzen erhält man Süßwaren und verschiedene Getränke wie Säfte und Wein.
Im Non-Food-Bereich gibt es Kunsthandwerk, Schmuck, Geschirr und Musikinstrumente. Dazu kommen Sportbälle, Blumen, Kosmetik und mittlerweile auch Textilien aus fair gehandelter Baumwolle, sogar fair gehandeltes Gold.
All diese Produkte helfen den Erzeuger*innen ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
(Quelle: www.fairtrade-deutschland.de)
Wo kann ich fair gehandelte Produkte kaufen?
Fair gehandelte Produkte gibt es in Weltläden, Supermärkten, im Bio- und Naturkosthandel, im Online-Shop, teilweise bereits in der Gastronomie (fragen Sie einfach mal nach) und bei zahlreichen Aktionsgruppen, die immer wieder Verkäufe anbieten.
Eine Übersicht über die Verkaufsstellen im Landkreis Tuttlingen erhalten Sie hier.
Sind fair gehandelte Lebensmittel im Supermarkt genauso fair wie im Weltladen?
Grundsätzlich gilt, dass die Produkte der 100% Fair-Händler und die Produkte, die anerkannte Faire Siegel tragen, den weltweit anerkannten Standards des Fairen Handels entsprechen.
Vor diesem Hintergrund sind die Produkte in den Supermärkten genauso fair wie im Weltladen. Das Angebot fair gehandelter Lebensmittel im Supermarkt ist für viele Verbraucher sehr wichtig, wenn sich beispielsweise kein Weltladen in ihrer Nähe befindet.
Allerdings gibt es nicht alle fair gehandelten Produkte im Supermarkt. El Puente vertreibt die Produkte ausschließlich in Weltläden, im Naturkostfachhandel und über den Online-Shop. Die Bananen von BanaFair gibt es in Weltläden, im Naturkostfachhandel und in einigen Supermärkten. Die Produkte von Weltpartner sind verfügbar in Weltläden, im Naturkostfachhandel, über den Online-Shop und in ausgesuchten Supermärkten. Die GEPA vertreibt ihre Produkte in Weltläden, im Naturkostfachhandel, über den Außer-Haus-Service, über den Online-Shop sowie in Supermärkten.
Wenn Sie Ihre Produkte im Weltladen kaufen, unterstützen Sie damit immer die 100% Fair-Händler und Sie können sicher sein, dass diese Anbieter ausschließlich Fairen Handel betreiben. Da in den meisten Weltläden Ehrenamtliche arbeiten, unterstützen Sie auch deren Arbeit und Engagement. Viele Weltläden machen sehr gute Bildungs- und Informationsarbeit zum Fairen Handel. Daher ist es wichtig, dass diese Vertriebsstruktur auch weiterhin von vielen Konsumenten genutzt wird.
Sind alle Zutaten eines Fair-Handels-Produktes fair gehandelt?
Wenn ein Produkt aus Fairem Handel aus nur einer Zutat besteht, z.B. Kaffee, dann ist besteht das Produkt zu 100 % aus fairen Zutaten.
Bei Mischprodukten z.B. Schokolade ist das nicht möglich, denn nicht immer gibt es alle Zutaten auch fair gehandelt. In diesem Fall sind die Produkte zu einem möglichst hohen Anteil aus fair gehandelten Zutaten hergestellt.
Die Zutaten auf der Zutatenliste sind entsprechend gekennzeichnet.
Für die Verbraucher wird so transparent gemacht, wie hoch der Fair-Handels-Anteil ist.
Besteht nur eine Zutat aus Fairem Handel, so ist diese direkt beim Fairtrade-Logo vermerkt, häufig z.B. fair gehandelter Kakao bei Schokolade.
Ist bio und fair dasselbe?
Nein. Bio-Produkte sind nicht unbedingt fair gehandelt und nicht alle fair gehandelten Produkte sind Bioware.
Bei Bio-Produkten werden hauptsächlich ökologische Standards überprüft. Bei fair gehandelten Produkten liegt der Schwerpunkt auf Sozialstandards und fairen Handelsbedingungen. Mittlerweile sind fast 70% der Fair-zertifizierten Lebensmittel auch Bio-zertifiziert.
Fair und biologisch erzeugte Produkte erkennt man entweder an einem der unten stehenden Siegel oder wenn sowohl ein anerkannt faires und ein Bio-Siegel auf dem Produkt angebracht sind.
Wie kann ich als Verbraucher den Fairen Handel unterstützen?
Alle Konsumenten entscheiden durch ihr Einkaufsverhalten mit, welchen Stellenwert faire Arbeits- und Lebensbedingungen im weltweiten Handel haben. Nur dank ihnen ist der Faire Handel möglich. Je mehr Menschen den Fairen Handel auch mit dem Kauf fair gehandelter Produkte unterstützen desto gerechter geht es im weltweiten Handel zu.
Achten Sie dabei auf die anerkannten Händler und Siegel!
Geht das Geld tatsächlich an die Kleinbauern und Arbeiter?
Erzeugende im Fairen Handel sind meist in Genossenschaften zusammengeschlossen. Diese Genossenschaften sind verantwortlich für die Abwicklung der Verträge, die heimische Verarbeitung, die Verpackung sowie für den Transport der Waren z.B. zum Hafen. Die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen erhalten ihr Geld direkt von dieser Genossenschaft. Daneben gibt es meist ein Gemeinschaftskonto der Genossenschaft z.B. für die Fairtrade-Prämie. Die Mitglieder der Genossenschaft entscheiden, wie dieses Geld verwendet wird. Das können sein: Investitionen in die Schulbildung der Kinder, Fortbildungsmaßnahmen, Infrastruktur oder Gesundheitsfürsorge.
Angestellte Arbeiter*innen (z.B. auf Plantagen) bekommen mindestens den staatlich festgesetzten Mindestlohn und der Arbeitgeber muss die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen sowie die Hired Labour Standards von FLO e.V. garantieren. Auch hier werden z.B. Fairtrade-Prämien bezahlt. Dieses Geld wird von einem Ausschuss verwaltet, der überwiegend aus Arbeitenden besteht. Dieser Ausschuss entscheidet nach Absprache mit der Arbeiterschaft, in welche Projekte das Geld investiert wird.
Weitere Informationen zum Fairen Handel finden Sie beim Forum Fairer Handel, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird.